Jahresbericht 1996

Hinweis: Dieser Bericht von Gabriela Richard erschien im Mitgliederforum 1/1997 (Clubzeitschrift des Akita Club e.V.).

Himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt erlebte ich mein 2. Jahr mit Akita in Not.

Sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Tierheimen

Verschiedene Versuche, Akita aus Tierheimen zu holen, schlugen fehl, da die Tierheime bei einem offiziellen Anruf "Akita in Not" entweder die Anwesenheit eines Akita ableugneten oder ihn als bereits vermittelt angaben.

Ein Tierheim erklärte mir auch, daß exotische Rassehunde die "Renner" im Tierheim seien, für die man richtig Geld bekomme.

Die beiden empörendsten Erlebnisse waren:

  1. Als ich von einem Tierheim erfahren habe, welches Akita abzugeben habe. Auf Nachfrage wurde erklärt, daß man denkt, daß möglicherweise ein Akita an dem Wurf beteiligt gewesen sein könnte und, da man Mischlinge wesentlich besser verkaufen kann, wenn man behauptet, daß eine seltene Rasse daran beteiligt war, hat man sich bei diesem Wurf eben den Akita ausgesucht und
  2. als ich mir auch noch unterstellen lassen mußte, daß ich wahrscheinlich züchterische Ausbeutungsabsichten hätte, als ich eine Hündin aus einem Tierheim herausholen wollte.

Das traurigste Erlebnis hatte ich mit dem Tierheim Passau, in dem 5 Akita Junghunde aus dem Ostblock untergebracht waren. Sie durften nicht vermittelt werden, da sie Schmuggelware waren und unter Zollverschluß standen. Zu dem Zeitpunkt, als ich davon Kenntnis bekam, waren die Hunde schon 5-6 Monate alt, bereits einige Zeit im Tierheim und man hatte schon zwei Rüden nach einer Beißerei getrennt unterbringen müssen. Mir wurde mitgeteilt, daß Verfahren wegen Schmuggels sich häufig bis zu einem Jahr hinzogen und die Hunde solange nicht vermittelt werden durften.

Das Tierheim würde die Hunde, sobald der Zoll sie freigibt, nur an Privatpersonen vermitteln und nicht an eine Organisation. Auch hier blieb mir nichts anderes übrig, als die Informationsbroschüren an das Tierheim zu senden, in der Hoffnung, daß den neuen Besitzern zumindest ein Hinweis auf den Verein gegeben wird, damit diese Leute sich so eventuell notwendige Informationen zu der Rasse besorgen können.

Das Verhalten der Tierheime ist schon recht seltsam und unterschiedlich. Es gibt Tierheime, die sich direkt an den Verein wenden, damit Interessenten eine vernünftige Information und Aufklärung über die Rasse erhalten. Diese Tierheime sind sehr froh zu hören, daß es Akita in Not gibt, wo Akita so betreut werden, wie es für diese Rasse notwendig ist und die eben hier die Haltung, Pflege und Ansprache erhalten, die ein Akita braucht um nicht zu verkümmern. Daneben gibt es aber eben auch Tierheime, die sich benehmen, als wollte man sich an "ihren" Hunden bereichern.

Vermittelte Akita

Im November/Dezember 1996 wurde es hier zeitweise recht eng, als ich bis zu drei zu vermittelnde Akita bei mir hatte. Ayka, eine weiße Akita Hündin, mit der die Familie so massive Dominanzprobleme hatte, daß sie sie abgeben mußte, konnte ich nach einiger Zeit an einen Bekannten vermitteln, der Ayka drei Wochen lang fast täglich bei mir besuchte und wir dann gemeinsam einen Weg fanden, wie sie sich ihm unterordnete. Als sie dann ganz in die Familie übersiedelte, konnten die auftauchenden Probleme mit den anderen Familienmitgliedern innerhalb kurzer Zeit beseitigt werden und mittlerweile ist sie Teil der Familie geworden. Sie verträgt sich sogar mit den meisten anderen Hunden. Ein großer Erfolg!

Akiro, ein rot-weißer Akita-Rüde, der abgegeben wurde, weil er nach einem Kind geschnappt hatte, war nicht so lange bei mir. Er hatte für mich, außer eines recht stürmischen Wesens, keine deutlichen Dominanzprobleme mit Menschen. Ihn konnte ich an eine Familie vermitteln, die kurze Zeit vorher ihren Alaskan Malamute Rüden verloren hatten. Diese Familie hat bisher auch fast nur erfreuliche Dinge aus ihrem Zusammenleben berichten können. Bei Ayka und Akiro, die beide vom gleichen Züchter stammen, hatte ich erfreulicherweise große Unterstützung von diesem Züchter, der sich sowohl an der Vermittlung als auch an den entstandenen Kosten beteiligt hat. Leider nicht mehr für jeden Züchter eine Selbstverständlichkeit.

Bei Sky, einer weißen etwa 1-jährigen Hündin, die nicht tätowiert ist, konnten wir keinen Züchter ausfindig machen. Sie wurde fast verhungert in einem Tierheim in Neuss abgegeben, von dort aus von "Nordische in Not" ausgelöst und anschließend an mich weitergegeben. Ihr einziges Problem war ihre Freßgier. Für sie konnte im Januar ein neues Zuhause bei Osnabrück gefunden werden.

Der vierte Akita, eine vierjährige Hündin, konnte nach wenigen Tagen an eine Familie vermittelt werden, die Gesellschaft für ihren Akita-Rüden suchten.

Alles in allem ein erfolgreiches Jahr für mich. Alle Akita haben ein gutes neues Zuhause gefunden.

Die Trennung ist für jeden Akita schwer

Wenn ich jedoch darüber nachdenke, wie schwer diese Hunde die Trennung von IHRER Familie aufgenommen haben, tagelang noch nach Spuren von ihren Besitzern und deren Autos gesucht haben, wie sie jämmerlich im Zwinger gesessen und geweint haben, wie die Unsicherheit, von allem was sie lieben verlassen worden zu sein, sie plötzlich ängstlich, aggressiv oder verstört haben reagieren lassen, wird man schon sehr traurig.

Um so weniger kann ich nachvollziehen, wie man seinen Akita vor dem Hintergrund von züchterischen Überlegungen oder bei auftretenden Haltungs-/Erziehungsproblemen einfach abgibt, vielfach in einem Alter, indem sich der Hund schon so eng an die Familie angeschlossen hat, daß die Trennung für den Hund nur schwer zu verkraften ist und es auch schwierig wird, ihn weiterzuvermitteln.

Besonders erschreckend ist es dann, wenn genau diese Leute vorhaben, sich gleich einen neuen Hund zu holen. Ein Hund, der dann vielleicht den gleichen Weg gehen muß wie sein Vorgänger, weil auch er nicht die züchterischen Vorstellungen erfüllen konnte, oder weil wieder gravierende Haltungs- und Erziehungsfehler gemacht worden sind. Das kann für mich keine Liebe zum Tier sein.

Dank für Unterstützung

Ganz herzlich danken möchte ich noch einmal all denjenigen, die

  • Akita in Not mit Spenden unterstützt haben,
  • mir Hinweise gegeben haben, wo Akita im Tierheim sind oder wo Akita schlecht gehalten werden,
  • mir ihren Hund anvertraut haben, wenn sie wirklich keinen anderen Weg mehr wußten und
  • sich nicht gescheut haben, verschiedene Schwierigkeiten auf sich zu nehmen, indem sie einem älteren, möglicherweise problematischen Hund ein neues Zuhause gaben.

P.S. Es sind wieder zwei Jungrüden (2 Jahre) zu vermitteln. Sie stammen beide aus Familien mit kleinen Kindern und werden beide wegen Dominanzproblemen abgegeben.

Vielleicht sollten wir als Züchter uns angesprochen fühlen und nur an wirklich hundeerfahrene Welpeninteressenten einen Rüden abgeben, vor allem, wenn es sich um eine Familie mit kleinen Kindern handelt.

Rettungsstation für „Akita in Not"
Gabriela Richard
(erreichbar über das Kontaktformular)

siehe auch

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