Warum einen Nothund nehmen?

Plädoyer für einen secondhand Hund
von Sabine Jandl

Weil ich behaupte, dass man mit einem
Secondhandhund genauso glücklich werden kann wie mit einem
Welpen vom Züchter aus einem Rasseverein, und
ich spreche da aus mehrfach eigener Erfahrung :-)

Es gibt so viele Nothunde – auch bei Akita in Not –, die einen tollen Platz verdient haben.

Was können die Hunde dafür, dass sie nicht bei einem seriösen Züchter auf die Welt gekommen sind, sondern bei einem Vermehrer, dem es egal ist wo die Hunde hinkommen, Hauptsache die Kasse klingelt?

Nichts – und wenn man einem Nothund einen Platz bietet, wird damit nicht der Vermehrer unterstützt, sondern einzig und allein der Hund, der nichts für sein Aussehen und Verhalten kann.

Nothunde sind nicht per se gefährlich, krank und eine tickende Zeitbombe. Ich denke ich kann das beurteilen, denn in unserer Familie lebt in der Zwischenzeit der 7. Secondhandhund. Es waren/sind Hunde verschiedenster Rassen.

  • Ein Zwergschnauzer, mit 4 Jahren übernommen, ohne Stammbaum, Privatabgabe
  • Zwei Akita-Mischlinge, mit 2 Jahren, resp. mit 10 Wochen übernommen, ohne Stammbaum, Privatabgabe, resp. Tierschutz
  • Ein Miniatur Bullterrier, mit einem Jahr übernommen, mit Stammbaum, Privatabgabe vom Züchter
  • Drei American Stafford Shire Terrier, übernommen zwischen 5-8 Monaten, ohne Stammbaum, vom Tierschutz.

Babou
Sabines Rudel (Sommer 2016),
von links Käthi (Katharina), Miniatur Bullterrier,
Shania, American Stafford Shire Terrier,
Luna, eine Akita-Mix-Hündin,
Evo, Grosser Schweizer Sennenhund

Was haben diese Hunde alle gemeinsam?

  • Unsere Familie ist nicht ihr 1. Zuhause.
  • Sie stammen aus Beschlagnahmungen, Privatabgaben, sind Verzichtshunde aus dem Tierschutz.
  • Zum Teil waren die Hunde extrem krank, und wir bangten und hofften mit dem Tierheim, ob wir den Hund zu uns nehmen können. 
  • Sie sind bis jetzt alle zwischen 11 und fast 15 Jahre alt geworden.
  • Wir haben uns zuerst immer über die Rasse informiert, denn der neue Vierbeiner soll uns für den Rest seines Lebens begleiten und da müssen die Rasseneigenschaften zur Familie passen.
  • Es wurde immer Rasse-Erfahrung verlangt. Dies ist nicht ohne Grund.
    Rasse-Erfahrung bedeutet, dass man die Rasse mit ihren guten und weniger guten Seiten kennt – und KOMPETENT darauf reagieren kann.
    Wenn man das erste Mal diese Rasse hat, bedeutet das viel Zeit, Geduld und Selbsterziehung für den Besitzer. Normalerweise auch Geld, weil gute Hundeschulen auch bezahlt werden müssen. Kompetente Hundetrainer wohnen meist nicht um die Ecke.
  • Die Nothunde brauchen zum Einleben intensive Betreuung genauso wie ein Welpe und zum Teil muss viel Zeit und Geduld in die Erziehung investiert werden.
  • Der Nothund ist im Verhältnis nicht günstiger als ein Welpe vom Züchter aus einem Rasseverein.
    Das heisst, der Kaufpreis wird einfach in Raten bezahlt ;-).
    Die Anschaffung ist um einiges kleiner (Schutzgebühr), dafür wird man den Rest des Kaufpreises in  eine gute und vernünftige Erziehung stecken müssen.
  • Das Glücksgefühl ist unbeschreiblich, wenn man die Fortschritte bei seinem Nothund sieht und die Vorgeschichte kennt :-).

Und genau wegen dieser Punkte würden wir uns immer wieder für einen Nothund bewerben.

Denn wir haben in der Zwischenzeit ein gewisses Mass an Erfahrung und diese Nothunde geben so viel zurück.

Ich betreibe seit mehr als 30 Jahren leidenschaftlich Hundesport. Ich habe dies mit unseren Nothunden gemacht, aber auch schon Welpen von Züchtern aus Rassevereinen ausgebildet.

Wenn ich mit einem Hund, den ich vom Züchter habe, etwas Neues ausprobiere und es klappt, freue ich mich mit dem Hund und denke – super ich habe in der Erziehung alles richtig gemacht.

Wenn ich mit einem unserer Nothunde etwas Neues ausprobiere und es klappt, obwohl ich vielleicht vorher monate- oder fast jahrelang nur winzige Fortschritte gesehen habe, dann ist meine Freude um ein vielfaches größer, denn ich weiss, wieviel Geduld ich aufbringen musste und was für eine großartige Leistung der Hund soeben vollbracht hat, weil er mir in der Situation sein Vertrauen entgegen bringt.

Das Vertrauen eines Hundes kann man nicht erkaufen, dies kann man nur mit Geduld, Förderung und Forderung bekommen. Bei einem Welpen, der ohne Vorgeschichte kommt, ist ein Grundvertrauen vorhanden, man muss das nur noch in die richtigen Bahnen lenken und man hat einen tollen Begleiter.

Bei einem Nothund ist es ein bisschen anders. Der wurde vielleicht vom Vorbesitzer bereits enttäuscht, deshalb ist das Grundvertrauen nicht mehr einfach da und man muss es sich mit viel Zeit und Geduld erarbeiten. Was für ein Glücksgefühl, wenn man merkt, dass sich der Aufwand lohnt und man merkt, wie sich der Nothund, in zum Teil kleinen Schritten, öffnet :-).

Aus diesem Grund kann ich nur appellieren – überlegt Euch, ob es immer ein Hund mit Stammbaum vom seriösen Züchter sein muss, oder ob es sich nicht vielleicht lohnt einem Nothund ein lebenslanges zu Hause zu bieten :-).

Unsere Nothunde, Jacky, Cheyenne, Barney, Luna, Käthi, Shania und Kumiko würden mir bestimmt zustimmen und die tollen Berichte von vermittelten Hunden bestätigen dies ebenfalls.

Babou
Kumiko, neuestes Mitglied im Jandl-Rudel (Januar 2017),
Vater Amerikanischer Akita (siehe Zeus2),
Mutter American Staffordshire Terrier Mischling

Sabine Jandl, im April 2017

siehe auch

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