Jahresbericht 1998

Hinweis: Dieser Bericht von Gabriela Richard erschien im Mitgliederforum 1/1999 (Clubzeitschrift des Akita Club e.V.).

Vier Jahre Akita in Not, die Zeit vergeht so schnell. Zumal im ersten halben Jahr 1998 kein Hund in meiner Zwingeranlage untergebracht werden mußte, sondern die wenigen Fälle, die wir hatten, durch Kooperation mit Nordische in Not und Polarhunde in Not direkt weiter vermittelt werden konnten.

Ein trauriger Fall

Erst im August kam wieder eine Hündin zu mir, die mir mit 8 Monaten als bissig und verhaltensgestört vorgestellt wurde. Für mich unvorstellbar, da ich eine genau gleichaltrige Hündin besaß, erklärte ich mich sofort bereit sie zu übernehmen. In einem solchen Alter mußte eine Umerziehung doch möglich sein. Nachdem die alten Besitzer sich verabschiedet hatten machte ich mich optimistisch ans Werk. Der Alptraum begann beim ersten Füttern. Wo sie sich vorher noch neutral verhielt, griff sie mich sofort an als ich mit ihrem Futternapf in den Zwinger kam. Die nächsten Wochen waren für mich eine einzige Pleite. Jeder Versuch sich mit der Hündin zu beschäftigen endete mit einem Angriff von ihrer Seite. Immer meine eigene Hündin vor Augen, die verspielt und freundlich zu jedem Mensch und Tier war, wollte ich diesen ausweglosen Fall nicht akzeptieren.

Nach einigen frustrierenden Gesprächen mit den Ex-Besitzern, rief mich dann der Ausbilder an, der die Hündin von einem Alter von 4 Monaten bei sich in der Hundeschule hatte. Er berichtete mir von ihrem Verhalten, als sie neu zu ihm kam. Sie war von Anfang an nicht in der Lage mit den anderen Hunden zu spielen, sondern sie stürzte sich auf jeden Spielgefährten. Bei der Ausbildung schnappte sie sofort zu, wenn sie etwas tun sollte, das sie nicht wollte. Der Ausbilder war überzeugt davon, daß ein genetischer Defekt bei dem Hund zusammen mit Fehlern in der Erziehung zu einem derartigen Verhalten geführt hatten.

Besonders auffällig fand ich das Verhalten meiner eigenen Hunde und das der Pensionshunde. Da alle Hunde immer wieder die Möglichkeit hatten beim Auslauf im Garten ihren Zwinger zu passieren, versuchten die meisten auch von außen mit ihr Freundschaft zu schließen, besonders meine gleichaltrige Hündin, die sich über einen neuen Spielkameraden immer freute. Bei allen Besuchern verhielt sich die Hündin ähnlich. Sie kam vorsichtig ans Gitter und wenn der andere Hund nah genug war attackierte sie sofort. Nach dieser Erfahrung mieden die Hunde den Kontakt zu ihr. Selbst meine Hündin Banira, die keine Gelegenheit ausläßt, anderen Hunden zu zeigen, daß sie der Boss ist, mied den Kontakt zu ihr. Das war für mich ein weiteres Zeichen, daß diese Hündin "anders" war.

Es blieb mir schließlich, nach vielen Gesprächen mit diversen Hundespezialisten keine andere Wahl als sie einzuschläfern. Ein Dasein im geschlossenen Zwinger (die Hündin kletterte über jedes Gitter) und Spaziergänge ausschließlich mit Maulkorb, waren für mich keine Lösung, diesen Hund für möglicherweise 10 Jahre am Leben zu erhalten. Zumal ein Ausbrechen der Hündin vermutlich eine Verletzung eines Menschen zu Folge gehabt hätte.

Kein Mißerfolg ging mir so nahe wie der Abschied von dieser Hündin, besonders da ich genau das gegenteilige Beispiel Zuhause hatte. Seit diesem Zeitpunkt weiß ich den Charakter meiner Hündin mehr zu schätzen als je zuvor.

Banshu hatte Dominanzprobleme

Ganz anders, viel einfacher erging es mir mit Banshu, der durch Trennung der Besitzer abgeben wurde und mir im September von seinem Frauchen gebracht wurde. Nach der Trennung von seinem Herrchen fing er an, sich Zuhause als Boss aufzuspielen und die Besitzerin anzuknurren. Er zog so an der Leine, daß sie kaum mit ihm spazieren gehen konnte und war stark aggressiv allen anderen Hunden gegenüber. Das hörte sich für mich schon sehr schwierig an, jedoch war ich sehr erfreut, wie leicht er zu handhaben war.

Wenn ein Akita in Not mit Dominanzproblemen zu mir kommt, zeige ich ihm immer das gleiche Verhalten. Er wird spazierengeführt, wobei er immer links zu gehen hat und sein Ziehen an der Leine immer einen Gegenruck zur Folge hat. Futter gibt es erst, nachdem der Hund das Kommando "Sitz" befolgt hat; ansonsten hat er erst einmal ein bis zwei Wochen Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Die meisten Hunde fangen spätestens nach zwei Wochen an sich über meine Besuche und die Spaziergänge zu freuen und befolgen die Kommandos für Futter oder Leckerchen immer schneller. Bei Banshu fing das schon nach ein paar Tagen an und er war sehr anhänglich und freute sich über alle Arten der Beschäftigung. Das gab mir Auftrieb, auch bald sein zweites Problem, das Verhalten gegenüber anderen Hunden zu testen und zu verbessern.

Nach etwa zwei Wochen ließ ich ihn das erste Mal mit meiner jungen Hündin zusammen, die sich jedem dominanten Hund sofort unterwirft. Nachdem ich nicht wußte, wie er sich verhalten würde, bekam er erst einmal den Maulkorb auf. Er stürzte sich auch sofort auf die Hündin, die sich gleich ergab und regungslos liegenblieb. Nachdem wir das einige Male praktiziert hatten, konnte ich die Beiden nach einigen Tagen auch ohne seinen Maulkorb zusammen lassen. Das gleiche versuchte ich mit einigen anderen Hündinnen, so daß ich ihn schließlich mit fast jeder Hündin zusammen lassen konnte. Als ich dann eine neue Familie für ihn fand, konnten diese mir nur noch Positives von ihm berichten. Er ordnet sich bei diesem Ehepaar gut unter und reagiert nicht mehr so aggressiv auf andere Hunde.

Weitere Hunde wurden erfolgreich vermittelt

Bis Januar konnte dann für die Hunde in den Tierheimen in Norddeutschland und Süddeutschland sowie für die beiden Hündinnen, über die ich im MF 4/98 berichtet habe, ein neues Zuhause gefunden werden. Im Moment ist noch ein etwa 4 Jahre alter Rüde abzugeben, der aber auch keine Verhaltensstörungen hat, sondern von seinen Besitzern wegen Umzug abgegeben wurde.

Dank für Unterstützung

Auch in diesem Jahr möchte ich mich ganz herzlich bei allen Mitgliedern bedanken, die durch Interesse, Mitarbeit, Futterspenden oder andere Spenden Akita-in-Not unterstützt haben und mir Mut zum Weitermachen gegeben haben.

Rettungsstation für „Akita in Not"
Gabriela Richard
(erreichbar über das Kontaktformular)

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