WERNE. Hunde können herausfordernd sein und nicht nur eine reine Freude. Das beweist die Rasse Akita. Trotzdem hat sich Barbara Hermwille für einen Akita in Not entschieden.
Artikel von Laura Schulz-Gahmen in den Ruhr Nachrichten (20.03.2023)
Beate Pürner von "Akita in Not" und Barbara Hermwille (v.l.) mit ihrer Hündin Lara.
FOTO SCHULZ-GAHMEN
Sie sehen aus wie flauschige Kuschel-Bären: Akita. Die ursprünglich aus Japan stammende Hunderasse erfreut sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Doch so richtige Kuschelbären sind die Hunde nicht. Das bekommt vor allem die Initiative „Akita in Not Deutschland“ zu spüren. Barbara Hermwille aus Werne weiß aus erster Hand, dass die Hunderasse nicht für jeden geeignet ist. Sie nahm einen Nothund bei sich auf. Bereut hat sie es aber trotzdem nicht.
Lara, so heißt die Amerikanische Akita Hündin von Barbara Hermwille. Sie ist schon 12 Jahre alt und seit über vier Jahren bei ihrer neuen Familie. Ihr Herrchen, ein älterer Herr, ist verstorben, und plötzlich brauchte die Hündin ein neues Zuhause. Und das ist nicht so einfach zu finden, denn die Hunderasse hat so ihre Eigenheiten, mit denen ein neues Herrchen oder Frauchen zurechtkommen muss.
Das weiß niemand besser als Beate Pürner von „Akita in Not Deutschland“. Sie hilft den Hunden in Not seit nun fast 30 Jahren. „Damals gab es deutschlandweit pro Jahr etwa 200 Welpen, heute sind es bestimmt 1000 durch die ganzen Vermehrer“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Lara bellt nur wenig, wenn Besuch kommt. Neugierig ist sie trotzdem. Sogar streicheln lässt sie sich beim Besuch unserer Redakteurin.
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Und der Zuwachs hat einen Grund: „Damals kam ein Film mit Richard Gere heraus über einen Akita ‚Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft‘“, so Pürner. Dadurch entstand ein regelrechter Hype um diese Hunderasse. Die Eigenschaften eines Akita wurden aber nur zum Teil richtig dargestellt. Was man im Film nicht sehen konnte, sind die Eigenheiten der Hunde.
Andere Hunde wollen gefallen, das möchten Akitas nicht. Sie sind Arbeitshunde und ursprünglicher als andere Hunderassen, die man kennt. Sie bellen nicht, sie warnen nicht vor und gesellig sind sie auch nicht gerade. „Respekt und Vertrauen eines solchen Tieres muss man sich erst erarbeiten“, sagt auch Barbara Hermwille, und sie muss es wissen. Konsequenz und Liebe seien unerlässlich, wenn man einen solchen Hund bei sich aufnimmt.
Doch nicht alle Menschen sind geeignet, um einem solch charakterstarken Hund ein passendes Zuhause zu bieten. Viele verlieren die Geduld und geben die Tiere wieder ab. Dann kommt „Akita in Not“ ins Spiel und muss geeignete Menschen für diese Tiere finden. Durch die Coronapandemie hat die Nachfrage nach Akitas erneut zugenommen und wieder verzeichnet die Initiative einen Anstieg an Abgabetieren. Derzeit warten zwei Akitas in einer Übergangs- Pflegestelle in Kamen auf ein neues Zuhause, neben 69 weiteren in ganz Deutschland.
Hündin Lara (12) fühlt sich sichtlich wohl in ihrem neuen Zuhause. Doch das hat gedauert.
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Wer sich überlegt, einen Akita ins Haus zu holen, den rät Beate Pürner: „Bitte holen Sie diese Hunde nur beim Züchter. Sie müssen Mitglieder im Verband für das Deutsche Hundewesen sein und sie wissen auch, welches Tier am besten mit welchem verpaart werden sollte. Denn die Züchter haben einen Blick auf das Wesen der Tiere und nicht nur auf das Aussehen.“
Die meisten Hunde, die in der Nothilfe landen, seien aus Hobbyzuchten. „Man sollte aber bestimmte Kriterien erfüllen, um einen Akita zu übernehmen“, so Pürner. Darauf würden Hobbyzüchter nicht unbedingt achten. Außerdem geben Züchter auf Krankheiten bei den Tieren acht.
Auch Lara war kurzzeitig in einer privaten Pflegestation an der Hohensyburg in Dortmund, bevor sich Barbara Hermwille und ihr Lebensgefährte dazu entschieden haben, den Akita ihres verstorbenen Nachbarn zu übernehmen. Und diese Entscheidung haben sie bis heute nicht bereut. Allerdings haben sich die beiden vorher auch lange mit dem Thema auseinandergesetzt. Daher habe es sie auch nicht mehr überrascht, als Barbara Hermwille plötzlich „Wege- Diskussionen“ mit ihrem Hund führen musste. Wer sich einen solchen Hund anschafft, muss Zeit investieren, und zwar nicht nur einmal pro Woche in der Hundeschule, sondern im täglichen Leben.
Die schon 12-jährige Akita Hündin Lara hat sich ganz langsam
an ihre neuen Menschen gewöhnt.
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Die Initiative unterstützt auch Akita Besitzer, die in Not geraten sind oder Hilfe mit ihrem Tier benötigen. Auch Tierarztkosten für Vermittlungstiere stemmt die Initiative durch ehrenamtliche Unterstützung, Verkäufe und Spenden. Kommt ein Hund in die Nothilfe, dauert es zwischen drei und zwölf Monaten, bis ein Tier einen neuen Besitzer findet. „Wenn wir einen Hund kompetent vermitteln können, sind wir wirklich schon froh“, sagt Beate Pürner. „Akita in Not“ nimmt bei Vermittlung eines Tieres zwischen 250 und 450 Euro, „je nachdem“, so Pürner.
Barbara Hermwille ist nachhaltig beeindruckt von der Arbeit von „Akita in Not“, denn: „Wir fühlten uns gut beraten, und es kam auch jemand raus, um zu schauen, ob wir geeignet sind. Selbst als Lara schon drei Monate bei uns war, kam jemand, um zu sehen, wie es ihr bei uns geht.“ Daraufhin ist sie mit ihrem Lebensgefährten selbst in die Initiative eingetreten.
Mittlerweile finden regelmäßig Treffen von „Akita in Not“ statt, das nächste wird am 26. März am Schloss Nordkirchen stattfinden. „Franz Lauter wird uns mit den Hunden in den Innenhof lassen und stellt einen Grill und Gas zu Verfügung“, so Hermwille. Erwartet werden rund 40 Hunde.
Wer sich für die Initiative oder sogar für einen Akitainteressiert und sich für geeignet hält, einem solchen Tier ein passendes Zuhause zu bieten, kann sich unter www.akita-in-not.de informieren und bei der Initiative melden. „Wir bekommen pro Tag mindestens einen Antrag auf Vermittlung“, sagt Beate Pürner. Das macht deutlich, dass viele Tiere noch ein geeignetes Zuhause benötigen. Lara hat sich an ihr neues Herrchen und Frauchen gewöhnt und freut sich, dass sie eine zweite Chance bekommen hat.
Auch Barbara Hermwille sagt: „Immer wieder ein Hund von 'Akita in Not'.“ Doch so weit will sie noch nicht denken.
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letzte Änderung: 31. Mai 2023